WIRTSCHAFTSSPIEGEL Thüringen – Ausgabe 4/2022

Leben und Arbeiten in Thüringen 11 Design - Bau - Service Gewerbeimmobilien System mit GOLDBECK Niederlassung Thüringen, 99334 Amt Wachsenburg, Thöreyer Straße 1, Tel. +49 36202 707-0, erfurt@goldbeck.de GOLDBECK Geschäftsstelle Suhl, 98544 Zella-Mehlis, Zellaer Höhe 2b, Tel. +49 3682 46060-100, suhl@goldbeck.de building excellence goldbeck.de Foto: Fuhrmann falsch. Werbung ist nicht falsch. Als Mensch möchte ich über existierende oder neue Lösungen meiner Probleme informiert werden. Das tut Werbung. Wenn mein Problem also ist, einen Arbeitgeber zu finden, bei dem ich das Gefühl habe, einen Großteil meiner Vorstellungen im Arbeitsleben verwirklichen zu können, dann helfen mir Informationen über Organisationen. Da es sich hierbei jedoch um einen Aspekt handelt, der sehr viel (Vorschuss-) Vertrauen beinhaltet und sehr, sehr viel schwerer austauschbar ist als ein Herrenshampoo, unterscheidet sich die Auswahl. Die Übertragung der Erkenntnisse aus der Werbepsychologie – dort mehrheitlich für Konsumprodukte – auf die Attraktivitätssteigerung von Organisationen schlägt meiner Meinung nach fehl. Employer Branding ist der gesteuerte, einfache Weg, um ausgewählte Aspekte ins Schaufenster zu legen, darauf zu zeigen und zu behaupten: Das ist großartig. Der langwierige, schwierige, aufwendige, aber nachhaltige und werthal- tige Weg ist, die eigene Organisation zu gestalten, sie zu einem Platz zu machen, in dem sich Menschen gerne zusammenfinden, um gemeinsam Freude beim Lösen von Kundenproblemen zu haben. Wenn diese Menschen dann darüber und über ihre Organisation berichten–und man diese Originaltöne verstärkt, in dem man ihnen ein Forum und eine breitere Öffentlichkeit gibt – dann ist das für mich als Mensch auf der Suche nach passenden Organisationen eine passende, authentische und hilfreiche Information. Deswegen unterscheidet sich diese Herangehensweise auch so sehr vom Flutschbegriff Employer Branding. Es sind authentische Originaltöne von denen, die Teil der Organisation sind und keine aufgeklebten Wunschbilder derjenigen, die etwas schön aussehen lassen wollen. Was können Entscheider also tun, wenn Employer Branding Nonsens ist? Mutig sein. Ehrlich sein. Die Perspektive wechseln. Das eigene Unternehmen mit anderen Augen sehen. Dadurch werden Erkenntnisse reifen, die manchmal schmerzhaft sind. Aber sie führen häufig zu Veränderungen. Ist der Beobachter selbst Teil der beobachteten Organisation, wird er meist große Schwierigkeiten haben, die blinden Flecken zu sehen. Hier empfiehlt sich externe Unterstützung als Katalysator. Eine von mehreren Seiten gemeinschaftlich erarbeitete Darstellung des Unternehmens wäre ein guter Anfang. Das ehrliche Benennen von Feldern auf denen noch Entwicklungsarbeit notwendig ist, führt in der Außenansicht oder -darstellung zu Authentizität. Und das führt wiederum dazu, dass sich Menschen von den Problemen im Schaufenster angesprochen fühlen, weil sie diese Probleme lösen können und wollen. Und es führt zu Bewerbungen von Leuten, die das Problem lösen können. Ganz ohne Employer Branding, nur durch ehrlich sein. (rf) Robert Fuhrmann, Organisationsberater

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