WIRTSCHAFTSSPIEGEL Thüringen – Ausgabe 4/2022

Leben und Arbeiten in Thüringen 8 Foto: Crestcom Die einen nennen es Fachkräftemangel, die anderen Fachkräftebedarf. Wie man es auch betrachtet: Thüringer Unternehmen sind seit Jahren auf der Suche nach Fachkräften. Diese Situation verschärft sich zusehends. Aber wenn man schon neue Mitarbeitende gefunden hat: Wie bindet man sie ins Unternehmen ein, so dass sie sich wohl fühlen und gern bleiben? Wolfgang Struensee, Geschäftsführer der Crestcom Führungsschulen, beschäftigt sich schon lange mit diesen und ähnlichen Themen. Im Interview mit dem WIRTSCHAFTSSPIEGEL spricht er über erfolgreiches Onboarding, erläutert die Bedeutung von gelebten Unternehmenswerten und gibt Tipps für Führungskräfte. Mitarbeitende müssen sich gewollt, geliebt und gebraucht fühlen Fachkräfte erfolgreich einbinden Herr Struensee, ich beginne unser Gespräch mit einer Binsenweisheit: „Unsere motivierten Mitarbeiter sind unser wertvollstes Gut.“ Diesen Spruch hört und liest man bei jedem Unternehmen. Wie wird aus der Phrase gelebte Wirklichkeit? Ab dem ersten Moment der Zusammenarbeit muss konsequent daran gearbeitet werden, Mitarbeiter zu verbundenen Kollegen zu machen. Lassen Sie mich es mit drei Worten auf den Punkt bringen: „gewollt, geliebt, gebraucht“. Wir Menschen haben ein Bedürfnis, das uns alle eint. Wir wollen nicht einsam sein. Menschen, die nicht gewollt, nicht geliebt und nicht gebraucht werden, fühlen sich meist einsam. Das betrifft übrigens nicht nur die Arbeitswelt. Da stimme ich Ihnen völlig zu. Aber was hat das mit Unternehmen und Führungskräften zu tun? In den letzten Jahren wird im Zusammenhang mit Motivation häufig über Engagement und Dis-Engagement gesprochen. Ein einziger „dis-engagierter“ Mitarbeiter kann die Produktivität eines Teams um bis zu 30 Prozent reduzieren, schreibt das Gallup Institut. Lassen Sie mich da kurz einhaken: Warum verlieren Beschäftigte häufig innerhalb kurzer Zeit die Motivation und Freude an ihrer Arbeit? Was können Arbeitgeber und Führungskräfte gegen diese Entwicklung tun? Ganz einfach: Wir müssen unsere Mitarbeitenden „anzünden“, damit sie sagen: „Ich bin die Marke, ich bin das Unternehmen.“ Dazu müssen sie sich gewollt, geliebt und gebraucht fühlen. Ein Weg dahin ist, Leistung anzuerkennen. Viel zu oft hört man noch Sätze wie ‚Nicht geschlagen ist gelobt genug‘ oder ‚Wenn du nichts hörst, ist alles in Ordnung.‘ Mit Anzünden im eben gemeinten Sinne hat dies nichts zu tun. Eher mit Verbrennen. Wir müssen Wege finden, den Menschen Anerkennung für gute Leistungen zu geben. Eine allgemeingültige Lösung gibt es hier nicht. Der eine möchte öffentlich gelobt werden, der andere möchte eine Postkarte nach Hause bekommen, der Dritte freut sich über einen Gutschein – und so fort. Führungskräfte, die ihre Mitarbeiter gut kennen, kennen auch die individuelle Antwort. Geld allein kann eine Lösung sein, aber selten die einzige. Dann lassen Sie uns zunächst mit dem Anfang einer erfolgreichen ZusammenWolfgang Struensee, Geschäftsführer der Crestcom-Führungsschulen

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